Novell-CEO: Wir bleiben eine Linux-Company

2010 scheint das Schicksalsjahr schlechthin für Novell zu sein. Wird das Unternehmen an eine Heuschrecke verkauft? Kann die neue Cloud-lastige Strategie aufgehen? Auf der Brainshare in Amsterdam sprach silicon.de mit CEO Ron Hovsepian.

silicon.de: Ich darf Ihren früheren Europachef für das Open-Source-Business, Richard Seibt, zitieren, der vor langer Zeit erklärte: “Linux zu distribuieren und Support dafür anzubieten ist wie die Lizenz zum Gelddrucken.” Bei Red Hat hat das offenkundig funktioniert, das Unternehmen weist regelmäßig zunehmenden Gewinn aus. Wieso verliert Novell im Gegensatz zu Red Hat Quartal für Quartal an Umsatz?

Hovsepian: Unsere Geschäftsphilosophie sieht vor, immer mehr Operationen von unseren Partnern ausführen zu lassen. Seit Jahren geben wir viel des Supports an unsere Partner ab, unsere Professional Services nehmen dafür Jahr für Jahr ab.

silicon.de: Sie sagen also, dass Sie mehr und mehr Umsatz an Ihre Partner abgeben und daher Ihre Zahlen nicht so schwarz sind wie die von Red Hat?

Hovsepian: Genau so ist es. In Sachen Linux gewinnen wir ständig hinzu, unser Marktanteil wächst ständig. Darüber sind wir naturgemäß sehr glücklich, das lässt uns auch sehr hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Mit Linux machen wir mehr und mehr Geld.

silicon.de: Also: Sie waren und sind eine Linux-Company, Sie stehen aber auch für Compliance und Kooperation, seit neustem haben Sie die Cloud genau im Auge. Wo sehen Sie Novell im Jahr 2015? Was sind Sie dann für eine Art von Unternehmen?

Hovsepian: Ein Unternehmen, das seinen Kunden dabei hilft, ihren Workload vernünftig zu managen. Egal, ob er Linux und/oder Windows einsetzt. Und egal wo der Workload sich befindet: Auf ihren Hardware-Servern, auf den virtuellen oder in der Cloud. Dafür sind wir bestens aufgestellt.

silicon.de: Herr Hovsepian, ich danke Ihnen für das Gespräch.