SAP-Anwendervereinigung sieht Luft nach oben

Laut DSAG-Studie nimmt der Migrationszug vielerorts zwar Fahrt auf. Eine echte digitale Transformation verbindet sich damit oft jedoch noch nicht.

Die Deutschsprachige SAP Anwendergruppe (DSAG) gilt als wichtigstes Sprachrohr der SAP-Nutzer in Deutschland. Im Rahmen des “Investitionsreports 2023” wurden 262 SAP-Anwenderunternehmen zu ihren aktuellen Migrationsplänen befragt. Die Ergebnisse der Studie zeigen ein eher gemischtes Bild.

Denn: Mit Blick auf die eingesetzten Enterprise-Resource-Planning (ERP)-Lösungen sei zwar erfreulich, dass immer mehr Unternehmen auf S/4HANA umsteigen. Doch rund die Hälfte der befragten Unternehmen habe die Migration noch vor sich. Zudem seien viele dieser Umstellungen aktuell eher rein technische Migrationen und echte Transformationen sowie Cloud-ERP daher eher Zukunftsmusik.

„Vor dem Hintergrund der Ankündigung bei der SAP-Bilanzpressekonferenz im Juli dieses Jahres, dass maßgebliche Innovationen zukünftig nur noch Kunden mit einem RISE- oder GROW-Vertrag angeboten werden, wird es spannend zu beobachten, wie sich die Kunden hinsichtlich ihrer Transformationsprojekte entscheiden“, sagt Jens Hungershausen (Bild), DSAG-Vorstandsvorsitzender, und ergänzt: „Wir werden mit SAP weiter im Austausch bleiben, um gemeinsam eine für alle Parteien zielführende Lösung zu erarbeiten.“

SAP arbeitet nach eigenen Angaben aktuell noch mit Hochdruck daran, dass die Cloud-Roadmaps abgearbeitet werden. „Das erschwert den Kunden den Wechsel zusätzlich, denn SAP muss sicherstellen, dass mit dem neuen Cloud-Portfolio sowohl funktional als auch technisch eine Alternative geboten wird“, kommentiert Jens Hungershausen.

Über die Hälfte zufrieden mit SAP

Wie Beteiligte die tägliche Kooperation zwischen SAP, den Kunden und Partnern generell jeweils einschätzen, beleuchtet die aktuelle Umfrage der DSAG und der Americas‘ SAP Users‘ Group (ASUG). Laut der Erhebung sind 53 Prozent der befragten Unternehmen in DACH sehr zufrieden und zufrieden mit der Zusammenarbeit mit SAP. Unzufrieden und sehr unzufrieden sind 17 Prozent. 29 Prozent sind weder zufrieden noch unzufrieden.

„Dieses Ergebnis ist etwas differenziert zu betrachten, da diese Umfrage vor der Ankündigung von SAP zum Thema Innovationen in der Cloud abgeschlossen wurde. Stand heute wäre hier sicher ein anderes Ergebnis zu verzeichnen“, kommentiert Jens Hungershausen.

Laut DSAG mache das Umfrageergebnis deutlich, dass die Produktstrategien und Preismodelle noch transparenter werden müssen. Preismetriken gelte es zu vereinfachen, Lizenzkosten komplett offenzulegen und Lösungsoptionen übersichtlicher darzustellen. Auch die Produktqualität sei ein häufig adressierter Punkt, besonders in Bezug auf neue Lösungen und gesetzliche Anforderungen.

„Insgesamt wäre es wichtig, dass SAP-Strategie und -Entwicklung deutlicher Hand in Hand gehen mit den Kundenbedürfnissen. Hier könnte hilfreich sein, wenn Kunden und Partner bereits in der Entwicklung früher und intensiver eingebunden werden. Darüber hinaus gilt es, hybriden Cloud- und On-Premises-Szenarien beziehungsweise heterogenen SAP- und Non-SAP-Szenarien noch stärker Rechnung zu tragen“, fasst Jens Hungershausen zusammen.

Über die Studie

Insgesamt 480 Teilnehmende, darunter 262 SAP-Anwenderunternehmen, 134 SAP-Partner sowie 84 SAP-Vertreter:innen waren an der Umfrage vom 27. Juni bis 14. Juli 2023 beteiligt. 73 Prozent der Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, 11 Prozent jeweils in Österreich und der Schweiz, 6 Prozent in anderen Ländern.