Dresden Future Forum: Was kommt nach dem Internet?

Das Dresdner Zukunftsforum wartete in diesem Jahr mit zwei Größen der IT-Branche auf: Ray Kurzweil, gerne als “Denkmaschine” bezeichnet und Sir Tim Berners-Lee, Erfinder des World Wide Web, sollten die Zukunft des Internet und das Darüberhinaus skizzieren.

Auf dem Gebiet der unterschiedlichen Datenformate soll das Open-Linked Data Movement helfen, solche separaten Silos nieder zu reißen. Abbauen will Berners-Lee auch die Kluft zwischen den 20 Prozent der Menschen, die Zugang zum Internet haben und den 80 Prozent, denen dies verwehrt ist. Dazu gründete er im vergangenen Jahr die ‘World Wide Web Foundation’, die immer mehr Menschen den Zutritt zum WWW ermöglichen soll. Das Kommunikationsmedium dafür wird seiner Meinung nach aber nicht der PC sondern ein Mobilgerät sein.

Ein anderes Gremium, die Web Science Research Initiative (WSRI), wurde von ihm ebenfalls mitbegründet. 2006 begannen das Massachusetts Institut of Technology (MIT) und die University of Southampton damit, gemeinsam das Web zu analysieren und den Aufbau und das Wachstum zu untersuchen. Mittlerweile wurde als gemeinnütziger Verein der Web Science Trust ausgegliedert.

Das Motto der Dresdner Veranstaltung, Leben in der digitalen Welt, konnten die Teilnehmer in Breakout-Sessions, teilweise selbst mitgestalten, etwa, wenn es um “45 Minutes for the future of work and seven ideas for today” ging. In erstaunlich kurzer Zeit brachten das Brüderpaar Dominik und Simon Wind die Teilnehmer nicht nur dazu, sich den umliegenden Nachbarn vorzustellen und mit einem davon “ein wirklich großes gesellschaftliches Problem” zumindest ansatzweise theoretisch zu lösen. Sie stellten in der kurzen Zeit auch sieben Kleingruppen auf, die für ein Thema aus der Arbeitswelt, etwa Team, Organisation, Arbeitsplatz oder Entlohnung/Motivation ein neuartiges Konzept entwickeln und präsentieren sollten. Wie gut das funktionierte überraschte nur die Teilnehmer, nicht das junge Brüderpaar, das mit der Netzwerk-Organisation “Palomar5” ein Experiment zu neuartiger Arbeitsumfeld gestartet hatte.

Zum Staunen brachte auch Klaus Holthausen die Teilnehmer mit den Erkenntnissen aus den Neurowissenschaften. Hinter der Disziplin “Neuromarketing” verbergen sich die Methoden, die die Erkenntnisse darüber, wie unser Hirn arbeitet, für Marketingzwecke nutzen. Wer hier an Manipulation denkt liegt nicht ganz falsch, allerdings wird nichts verändert. Vielmehr nutzt Neuromarketing “nur” die Arbeitsweise des Hirns und macht sich oft unbewusste Vorgänge zunutze. Ray Kurzweil geht in seiner Utopie noch einen Schritt weiter, man darf gespannt sein, wie weit die Bürger das mittragen.

Die Autorin Kriemhilde Klippstätter ist freie Journalistin in München.