Digitaleinstieg wird deutlich einfacher

Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein, müssen deutsche Unternehmen stärker auf die Digitalisierung setzen. Was mittlerweile alles möglich ist, wird sich auf der Hannover Messe zeigen – die dieses Jahr selbst digital ablaufen wird. Viel Aufmerksamkeit dürften dabei vor allem die neuen Lösungen von Amazon Web Services (AWS) erhalten. Denn der größte Cloud-Anbieter der Welt richtet sich mit seinem Angebot gezielt auf die Bedürfnisse der herstellenden Industrie.

Was vor etwas mehr als einem Jahr noch undenkbar gewesen wäre, wird vom 12. bis zum 16. April eine neue Realität. „Wir haben den Schieberegler auf digital geschoben“, sagt Messechef Jochen Köckler. Musste die Messe 2020 noch aufgrund des Coronavirus kurzfristig abgesagt werden, findet die größte Industrieschau der Welt zwölf Monate später wieder statt – allerdings nicht als Präsenzmesse, sondern als Online-Angebot. Dieses umfasst Livestreams der Aussteller ebenso wie Online-Präsentationen, Videokonferenzen und ein neues Vernetzungs-Tool. Der drastische Umschwung ist ohne Zweifel aus der Not geboren. Doch zurück zum alten Normalzustand wollen die Organisatoren dennoch nie wieder. Vielmehr soll es zukünftig ein „Hybridmodell“ geben. Nach dem unfreiwilligen Push in die Zukunft lassen sich alte Zöpfe eben leichter abschneiden. An einer digitalen Neuausrichtung kommen selbst Traditionsveranstaltungen wie die Hannover Messe, die ihre Wurzeln im Jahr 1947 hat, also nicht länger vorbei.

Ähnlich sieht es für viele Unternehmen aus. Mögen diese noch so alt und etabliert sein: ohne Digitalisierung hat kaum ein Betrieb eine Zukunft. Welche Möglichkeiten es mittlerweile gibt, wird sich einmal mehr auf der Hannover Messe zeigen. Wie beim Online-Handel gehört hier Amazon zu den Pionieren und Zugpferden. Amazon Web Services (AWS) bietet – ähnlich wie bei der Online-Plattform für Verbraucher – quasi alles, was Unternehmen für die Digitalisierung benötigen.

Den Grundstein hat jedes Unternehmen: Daten

Mit neuen Technologien können Industrieunternehmen höhere Produktionskapazität, Qualität sowie Sicherheit erreichen. Und das oftmals bei niedrigeren Kosten. Was dazu vor allem benötigt wird, sind Daten. Die gute Nachricht ist: Jedes Unternehmen verfügt über wichtige Informationen, die besser genutzt werden können. „Dabei ist es irrelevant, ob die Firmengründung gestern oder schon vor 100 Jahren stattgefunden hat“, sagt Amazon CTO Werner Vogels.

Bei der Industrie 4.0, also der umfassenden Digitalisierung der industriellen Produktion, bietet AWS gleich eine ganze Reihe von neuen Diensten und Lösungen an, die von Maschinellem Lernen (ML) bis zur Künstlichen Intelligenz (KI) reichen. Mit Edge-Computing gelangen dabei komplett neue Dienste in die Fabrik und mit eigenen AWS Sensoren werden selbst alte Maschinen smart.

Auch ältere Maschinen und Anlagen lassen sich vorausschauend warten

Auf der Hannover Messe erhalten Industrieunternehmen einen Überblick, was bereits alles möglich ist. Beispielsweise können mittels dem Service AWS IoT SiteWise Daten aus unterschiedlichen Quellen gebündelt und aus unstrukturierten Daten die relevanten Informationen gefiltert werden. Mit den Erkenntnissen aus diesen Daten beginnt dann laut AWS ein Lernprozess für die effiziente Digitalisierung.

Amazon Monitron Starterpaket

Sinnvoll einsetzen lassen sich Daten unter anderem für die vorausschauende Wartung von Maschinen, wodurch sich Ausfallzeiten verringern lassen. Dies gilt für Produktions- und Verpackungsmaschinen ebenso wie für Förderbänder, Brandmeldeanlagen oder Aufzüge. All diese Maschinen und Geräte müssen regelmäßig gewartet und gepflegt werden, damit die Produktion nicht ins Stocken gerät. Mit Amazon Lookout for Equipment und Amazon Lookout for Vision adressiert AWS die Nachfrage nach Predictive Maintenance. Für ältere Maschinen und Anlagen bietet AWS mit Amazon Monitron zudem eigene Sensoren an, die Temperatur und Vibrationen messen können. Gemeinsam mit den Werten anderer Sensoren bzw. IoT-Geräte entsteht eine moderne Überwachung, sodass bei Bedarf unverzüglich reagiert werden kann. Diese kleinen gelben Sensoren lassen sich auch nachträglich an Maschinen und Fertigungsanlagen anbringen, die lange vor dem Internet in Betrieb gingen. Amazon nutzt diese Technologie übrigens selbst für die eigenen Förderbänder in den Versand- und Lieferzentren.

„Noch wird die Wartung und Pflege von Anlagen und Maschinen weiterhin nach Zeitintervallen durchgeführt und nicht nach dem Nutzungsverhalten oder anderen Kriterien“, weiß auch Dirk Kruska, Mitglied der Geschäftsführung bei Telegärtner Elektronik. „Dabei macht es viel mehr Sinn, wenn ein Aufzug oder eine andere Maschine dann gewartet wird, wenn ein bestimmtes Pensum erreicht wurde oder wenn die Anlage von sich aus merkt, dass eine Wartung notwendig wird“, erklärt Kruska. Die Lösungen von Telegärtner Elektronik lassen sich wie die von AWS vielseitig einsetzen.

Dirk Kruska

Nicht alles sollte in die Wolke

Zu den wichtigsten Bereichen der Digitalisierung bzw. Industrie 4.0 gehören maschinelles Lernen (ML) sowie Künstliche Intelligenz (KI). Hier steht die Industrie oftmals noch am Anfang. Doch mittel- und langfristig bieten ML und KI die größten Potenziale bei allen ökonomischen Kriterien, von Effizienz bis Wirtschaftlichkeit. Ein Erfolgsrezept von AWS ist hier die stetige Entwicklung vieler, hochspezialisierter Tools und Services, die häufig mit einer Cloud zusammenarbeiten.
Allerdings ist es nicht immer möglich Cloud-Technologie zu nutzen, weil es beispielsweise keine verlässliche Internetverbindung an Ort und Stelle gibt oder ein Feedback aus der Cloud zu lange dauern würde. Mittels Edge Computing will AWS deshalb Geräten beibringen, Daten selbst zu verarbeiten. Die AWS IoT Greengrass Software soll dabei Maschinen und Anlagen helfen, Probleme und Defekte auch ohne verlässliche Internetanbindung selbst zu erkennen, indem sie die lokale Bereitstellung von ML-Modellen ermöglicht. Dank eingebauter Unterstützung für maschinelles Lernen können so etwa ungewöhnliche Vibrationen an einer Maschine erkannt und automatisch eine Nachricht an die lokalen Mitarbeiter geschickt werden.

Die AWS Panorama Appliance wiederum befähigt Kameras, Bilderkennungsmodelle selbst zu rechnen. Eingesetzt werden kann diese Lösung beispielsweise für die Qualitätskontrolle. Das System kann, im Gegensatz zum menschlichen Auge, gleich mehrere Produkte innerhalb einer Sekunde überprüfen, die zum Beispiel auf einem Fließband abgewickelt werden. In Kombination mit Machine Learning und Künstlicher Intelligenz wird das System und damit die gesamte Produktion und Fabrik dabei immer effektiver und leistungsfähiger.

Constantin González

Constantin Gonzalez, Principal Solutions Architect bei AWS, bemerkt hierzu: „Bisher hing die Analyse von Video-Daten in der Cloud stark von der Netzwerk-Anbindung der Produktions-Stätten ab, die nicht immer über die nötige Bandbreite oder Zuverlässigkeit verfügen. Mit der AWS Panorama Appliance können Industrie-Kunden jetzt leistungsfähige Computer-Vision-Modelle für die Qualitätskontrolle vor Ort einsetzen, ohne von einer schnellen Netzwerk-Anbindung in die Cloud abhängig zu sein.“

Wer mit Unternehmen und Nationen, die diese Vorzüge nutzen, weiterhin konkurrieren möchte, kommt – ebenso wie die Hannover Messe selbst – an der Digitalisierung nicht länger vorbei. Da die Digitalisierung des eigenen Unternehmens noch nie leichter war, gibt es allerdings auch keinen Grund mehr, das Thema Digitalisierung weiter vor sich herzuschieben.