Schützen vernetzte Supply Chains vor Lieferengpässen?

Inflation, Energiekrise und Krieg in der Ukraine führen weltweit zu Mangelwirtschaft und volatilen Märkten.

Pandemie-bedingte, geschlossene Häfen, Staus von Containerschiffen aufgrund von politischen Konflikte: Die Lieferketten sind massiv destabilisiert. Zulieferer zahlreicher Branchen leiden unter anhaltenden Lieferengpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten. Betroffen sind in Deutschland besonders mittelständische Betriebe, die auf auf die Endmontage von Produkten spezialisiert sind. Exemplarische Branche hierfür sind der Anlagen- und Maschinenbau oder die Automobil-Industrie. 

Volatile Märkte

„So volatil wie gegenwärtig waren die Märkte seit Jahrzehnten nicht mehr. Das wirkt sich natürlich auch negativ auf die Stabilität von Lieferketten und die Planungssicherheit auf Unternehmensseite aus. Deshalb ist es angesichts dieser Situation von zentraler Bedeutung, dass Entscheider ihre betrieblichen Weichenstellungen auf einer soliden Grundlage treffen können, die sowohl reale als auch potenzielle Unsicherheits- und Risikofaktoren mit beinhaltet”, sagt Christoph Stoica, Geschäftsführer bei Sage. “Hierfür benötigen sie aussagekräftige Datensätze, die die Prozesse in der Supply Chain transparent machen. Die digitale Steuerung und Nachverfolgung von Lieferketten ist deshalb vor diesem Hintergrund ein entscheidender Erfolgsfaktor. Insofern kann die Digitalisierung auch in diesem Bereich einen wichtigen Beitrag leisten, damit Unternehmen entscheidungs- und damit handlungsfähig bleiben.“, 

Eine zentrale Herausforderung ist jetzt, wirksame Hebel zu identifizieren, mit denen brüchig gewordene Lieferketten stabilisiert werden können:

Diversifizierung der Lieferketten

Die Corona-Pandemie sowie der Ukraine-Krieg haben einen Rückgang der Globalisierung ausgelöst. Der Handel mit Russland wurde weitgehend eingestellt. Viele Unternehmen aus Deutschland begrenzen zudem ihre Geschäfte mit Staaten, zu denen das politische Verhältnis angespannt ist – wie zum Beispiel China. Der Trend geht zum „Friendshoring“, dem ausschließlichen Handel mit Unternehmen aus befreundeten Ländern.

Einer Umfrage des DIHK zufolge plant mehr als die Hälfte der Firmen in Deutschland (54 Prozent), ihre Lieferketten anzupassen oder hat dies bereits getan. Von ihnen sind fast drei Viertel auf der Suche nach neuen oder zusätzlichen Lieferanten. Und ein Drittel plant, die Transportwege zu verkürzen oder zu verändern, um Kosten einzusparen. Allerdings führen diese Optionen wiederum zu höheren Stückkosten, da die Produktion fast überall teurer ist als in Asien. 

In Echtzeit nachverfolgbare, vernetzte Lieferketten

Laut einer IDC-Studie arbeiten derzeit fast alle Unternehmen daran, die Transparenz ihrer Lieferkette zu verbessern und damit die Supply Chain nachverfolgbarer zu machen. Das hilft nicht nur, die Compliance-Vorgaben, sondern auch internationale Standards für die Qualitätskontrolle einzuhalten. Unternehmen erhalten auf diese Weise alle relevanten Materialangaben für ein fertiges Produkt – von der Herstellung bis zum Vertrieb – und können mit diesen Daten die gesamte Lieferkette abdecken und damit auch transparent abbilden: intern für den Eingang von Rohstoffen zur Herstellung, extern für den Vertrieb der fertigen Produkte und deren Lieferung an ihr endgültiges Ziel. Eine transparente Supply Chain stellt auf diese Weise die Qualität der Produkte sicher, baut Ineffizienzen ab und beugt Rückrufaktionen vor.

Blockchain und Automatisierung der Datenübertragung

Mit technologischen Hebeln wie diesen lässt sich der Austausch zwischen Lieferanten und Herstellern verbessern, da vermittelnde Instanzen zum Informationsaustausch nicht mehr nötig sind. Das erhöht die Datentransparenz und ermöglicht es ebenfalls, den Lebenszyklus von Komponenten nachzuverfolgen – von der Konstruktion über die Produktion und Inspektion bis hin zu Versand und Montage.

Externe Informationen einbeziehen

Oft hängt die Stabilität von Lieferketten auch von externen Faktoren ab. Die Wetterlage in bestimmten Regionen kann nicht selten ausschlaggebend dafür sein, ob eine Lieferung pünktlich ankommt oder sich verspätet. Ebenso die Frage, ob es in logistisch wichtigen Häfen, Luftfahrtdrehkreuzen oder Güterumschlagplätzen Pandemie-bedingt zu Einschränkungen und damit Verzögerungen in der Warenabfertigung kommt. Hier kann die Integration externer Daten – beispielsweise von der WHO zum Thema Corona oder vom DWD zu den Wetteraussichten – hilfreich sein, um mehr Transparenz darüber zu bekommen, ob es gegebenenfalls kurz- oder mittelfristig zu Störungen in der Lieferkette kommt.