Rico van Leuken

ist Director Business Consulting für den Supply-Chain-Spezialisten E2open und bloggt vor allem über die Cloud in der Lieferkette.

SCM: Die weiteren Aussichten: heiter bis wolkig

Mit Rico Marzahl hat silicon.de einen neuen Blogger gewonnen, dem vor allem die Entwicklungen im Bereich Supply Chain Management am Herzen liegen. Heute widmet Marzahl sich der Frage, in wie weit die Cloud selbst bei der komplexen Vernetzung von Partnern und Zulieferbetrieben eine wichtige Rolle einnehmen kann, auch wenn die Prozesse in der Lieferkette niemals abreißen dürfen.

Die Cloud kommt – und zwar schnell! Während die Größe von Cloud Service Markets noch sehr unterschiedlich eingeschätzt wird, so herrscht keine Unklarheit darüber, dass dieser Markt wächst – und das mit enormer Geschwindigkeit. Analysten rechnen mit einem Wachstum des Cloud Computing-Marktes um 30 % bis zum Jahr 2015. Dabei stehen keine revolutionären Technologien im Vordergrund, sondern die neuartige Verknüpfung und Weiterentwicklung bestehender Technik für individuelle Zielsetzungen.

Viele Unternehmen springen auf diesen Zug auf und gehen das Wachstumstempo mit. Keiner möchte den Anschluss verlieren und hinter der Konkurrenz zurückstecken. Die Supply Chain-Branche lässt sich dafür jedoch noch etwas Zeit. Die Anpassung von Einkauf, Logistik, Disposition, Customer Relationship Management (CRM) sowie Human Capital Management (HCM) auf die neuen und flexiblen Bedürfnisse läuft eher schleppend an. Der Grund dafür liegt in einer anfänglichen Skepsis, ob die Cloud mit der steigenden Komplexität und dem Tempo der Veränderungen im Bereich von Partnern, Segmenten und Produkten mithalten kann. Die Prozesse im Supply Chain Management laufen ununterbrochen 24x7x365 und der Daten- und Informationsaustausch muss somit innerhalb des gesamten Supply Chain-Netzwerks weltweit permanent gewährleistet sein.

Die Schwierigkeiten liegen dabei jeher bei der Synchronisierung aller Supply Chain-Partner – jeder davon mit individuellen Systemen und ressourcenbedingten Einschränkungen. Wie vernetze ich alle Teilnehmer des Wertschöpfungsnetzwerks untereinander? Wie kann ich die kontinuierliche Steuerung der umfassenden Supply Chain verlässlich gestalten? Wie gewährleiste ich einen pünktlichen und sicheren Austausch aller relevanten Informationen? Wie finde ich die neuralgischen Punkte aus der Masse der Informatione, die „Nadel im Heuhaufen“? Ist die Cloud tatsächlich in der Lage, diese Probleme zu beheben?

Hier gibt es eine klare Antwort: Ja! Diesen Ansprüchen der modernen Supply Chain wird die Cloud-Technologie mehr als gerecht und passt sich flexibel daran an. Bisher gestaltete sich die Abstimmung von netzwerkübergreifender Transparenz, Prozessmanagement und Entscheidungsunterstützung schleppend. Doch die Entwicklung ist nicht aufzuhalten – zum Glück! Der heutige Supply Chain-Markt braucht solche Technologien, um eine neue Ära des Supply Chain Management einzuläuten: unternehmensübergreifender Informationsaustausch innerhalb globaler Wertschöpfungsnetzwerke durch sichere Prozessabläufe in Echtzeit.

Cloud Computing ist das fehlende Teil im Supply Chain-Puzzle. Es erleichtert den Übergang von manueller one-to-one Übertragung wichtiger Daten von einem Unternehmen zu genau einem anderen hin zur neuen Realität von one-to-many und many-to-many Interaktionen. Dadurch wird ein gemeinsamer, virtueller Raum für Kommunikation, Zusammenarbeit und Ausführung sämtlicher Geschäftsprozesse geschaffen: eine Cloud-basierte Plattform. Plötzlich haben Supply Chains die nötige Flexibilität und Leistungsfähigkeit, um sich an veränderte Marktbedingungen sowie Kundenwünsche gewinnbringend anzupassen.

Denn konzerninterne Supply Chain-Kommunikation, Zusammenarbeit und Bewegungen der Lagerbestände sind wie die Cloud selbst: weit verbreitet, gemeinsam genutzt und in ständiger Bewegung. Die Größe und Gestalt der Cloud ändert sich mit der jeweiligen Unternehmensumgebung, die diese unterstützt. Genau diese Eigenschaften besitzt das Netzwerk der Supply Chain-Partner. Damit bringt Cloud Computing neue Technologie-Innovationen für die Supply Chain, um Informations- und Prozesslücken zu überbrücken und mögliche Abweichungen innerhalb des Handelsnetzwerks zu erkennen und schnell zu lösen.

Cloud Computing erhebt die Supply Chain in neue Sphären!



  1. Hallo Herr van Leuken,

    ich finde Ihren Artikel spannend zu lesen – mitunter auch manchmal etwas polarisierend. Sicherlich ist es auch gewollt, wenn Sie davon sprechen, dass Cloud Computing das SCM in neue Sphären heben wird.

    Für mich sehr interessant wären konkrete Beispiele von Unternehmen, wo Cloud Computing tatsächlich in der Supply Chain neue Potentiale offen gelegt hat. Viele Autoren im Internet und Magazinen schreiben immer nur davon, dass es helfen kann und die Transparenz erhöht, die Kommunikation verbessert, den Datenaustausch erleichtert… Aber wie das genau (also tatsächlich und konkret) funktioniert wird dann oft nicht aufgezeigt.

    Und das natürlich mit einem gewissen Grund. :-) Ich schreibe derzeit an meiner Masterarbeit zu diesem Thema.

    Vielen Dank!