Es wird wieder gegründet – doch lange nicht genug

Die Konjunktur läuft und damit hofft die Wirtschaft auf den ersehnten dauerhaften Aufschwung. Bei den Firmengründungen sieht es allerdings düster aus.

So wurden im Jahr 2005 nach einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) 16 Prozent weniger Unternehmen im High-Tech-Sektor aus der Taufe gehoben als ein Jahr zuvor. Damit ist ein neuer Tiefstand erreicht.

Diese Zahlen sollten die Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft beunruhigen, da der Standort Deutschland nachhaltig von Innovationen in Spitzentechnologien abhängt. Für die Finanzierung junger Technologiefirmen sind Venture-Capital-Gesellschaften (VC) wichtig, da sie nicht nur Kapital geben, sondern auch Firmen bei ihrem Aufbau beraten. Jedoch investierten die VC-Gesellschaften in Deutschland in den vergangenen Jahren nur wenig.

Das dritte Quartal 2006 war eines mit den geringsten Investitionen der letzten fünf Jahre. Und: Das Gesamtjahr wird wahrscheinlich als das mit dem niedrigsten Investitionsvolumen in die Statistik eingehen. Dieser negative Trend hatte schon Ende 2004 eingesetzt, unterbrochen durch ein “Aufflackern” der Investitionstätigkeit Ende 2005, die aber seitdem wieder dramatisch sank.

Trotz allem besteht in diesem Sektor wieder Anlass zu Optimismus. Warum? Vor allen Dingen gab es in letzter Zeit mit lukrativen Verkäufen (z.B. gate5 AG, Berlin an Nokia) und Börsengängen (z.B. Xing) einige interessante Exits für Venture Capital Fonds. 

Es ist klar, dass VC-Finanzierungen in Deutschland im Gegensatz zu den USA nur einen sehr kleinen Teil ausmachen. Das liegt zum einen daran, dass es hierzulande nur wenige VC-Gesellschaften gibt. Sie beteiligen sich nur an Firmen, die vielversprechende Aussichten auf eine Technologie- beziehungsweise Marktführerschaft haben. Um diese Kriterien zu erfüllen, ist es im Vorfeld einer Unternehmensgründung also wichtig, dass Hilfestellungen gegeben werden.

Maßnahmen gab es reichlich

Weil High-Tech-Firmen häufig aus den Hochschulen heraus entstehen, fädelte die Bundesregierung vor Jahren nach US-Vorbild eine Reihe von Maßnahmen ein, damit mehr Firmen gegründet werden. Sie veranlasste die Schaffung von Patentverwertungsagenturen, welche für die öffentliche Forschung Patente besser vermarkten sollten. Dahinter steckte die Idee, den Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Wirtschaft zu fördern, so wie es in den USA mit den Transferstellen der Universitäten funktioniert.

Dazu gab es reichlich weitere Maßnahmen. Die Bundesregierung strich im Jahr 2002 auch das Hochschullehrerprivileg, das besagte, dass nur Hochschullehrer Patente anmelden dürfen. Die Bundesregierung sorgte dafür, dass die Hochschulen selbst das Recht haben, Patente anzumelden und wirtschaftlich zu verwerten. Mit dem Existenzförderprogramm EXIST wurden Entrepreneur-Lehrstühle ins Leben gerufen, die Akademiker auf eine unternehmerische Tätigkeit vorbereiten. Zudem werden konkrete Gründungsvorhaben durch Beratung und infrastrukturelle Hilfen begleitet. Auch das gibt es in den USA schon seit 20 Jahren.

Was haben diese Maßnahmen gebracht? Das fragt sich der Leser der jüngsten Statistiken wie auch der der ZEW-Studie über High-Tech-Gründungen in Deutschland. Es ist klar, dass sich die Strukturen hierzulande nicht mit denen in den USA vergleichen lassen. Dennoch: Sie könnten noch weit stärker als Vorbild für die Förderung unternehmerischen Handelns gelten.