Der Extrem-Informatiker gehört zur aussterbenden Art

Die Aufgaben von IT-Mitarbeitern verschieben sich weg von der reinen Informatik hin zur Organisation. Hardcore-Informatiker werden dabei nicht mehr gebraucht. Das ist eine der aktuellen Entwicklungen, auf die sich IT-Profis einstellen müssen.

Welche IT-Qualifikationen heute und in den nächsten Jahren gebraucht werden, darüber macht sich Wolfgang Fehleisen intensiv Gedanken. Er leitet das Portfolio-Management bei Unilog Integrata Training AG, einem Qualifizierungsanbieter, der auf Themen rund um IT, Personal- und Organisationsentwicklung sowie SAP spezialisiert ist und seinen Hauptsitz in Stuttgart hat. Knapp 60.000 Menschen haben sich im vergangenen Jahr bei Unilog Integrata Training weitergebildet. Zu 98 Prozent kamen die Mitarbeiter aus Unternehmen, und die schicken ihre Beschäftigten nur zu Seminaren, wenn sie einen tatsächlichen Bedarf an Wissen haben.

“Java-Fortbildungen sind der absolute Renner, wobei der Trend von den Grundlagen zu Aufbauseminaren geht”, sagt Fehleisen. Dann folgen seinen Angaben nach auf der Beliebtheitsskala Angebote im Bereich des Datenbankherstellers Oracle, Betriebssystem-Know-how (wobei hier Unix knapp vor Microsoft liegt), gefolgt von ITIL (IT Infrastructure Library sind Best Practices, die die Einrichtung standardisierter IT-Prozesse unterstützen) und schließlich Projektmanagement.

Neben reinen IT-Seminaren hat Unilog Integrata Training auch Fortbildungen zum Thema Personal- und Organisationsentwicklung. “Diese Angebote werden verstärkt nachgefragt. Das ist ein Trend, der sich in der Informationstechnologie widerspiegelt”, stellt Fehleisen fest und nennt den Umstieg der Unternehmen auf serviceorientierte Architekturen (SOA) als Grund. Bei SOA geht es darum, die bislang in sich geschlossenen IT-Systeme produkt- und herstellerunabhängig zu öffnen. Ziel dabei ist es, dass Anwender auf Veränderungen am Markt schnell und flexibel reagieren können. “SOA wird zu einem ganz wichtigen Standbein für Informatiker”, meint der Stuttgarter.

Ohne Java geht nichts

Für ihn ist sicher, das Java weiterhin eine zentrale Rolle im Produktportfolio spielen wird. Einen Hype, der auf die IT-Branche zukommt, sieht er allerdings nicht. Insgesamt richtet das Unternehmen sein Angebot entsprechend dem Bedarf aus den Unternehmen aus: weg von der puren IT, hin zur Organisation. “Wer nur noch mit Wartung und Pflege eines Systems betraut ist, kann fast sicher sein, dass diese Technik ausläuft”, nennt er als Tipp für all diejenigen, die sich den Kopf darüber zerbrechen, ob ihr Wissen noch aktuell ist.

Oliver Höß, Leiter des Themenbereichs Softwaretechnik am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart, fasst fünf Technologien und Trends zusammen, auf die sich Mitarbeiter im Umfeld von IT einstellen sollten:


  • Modellbasierte Softwareentwicklung: die Programmierung von Hand wird ersetzt durch Modelle, aus denen das eigentliche Programm quasi automatisch erzeugt wird.

  • Entwicklung von großen Systemen auf Basis von serviceorientierten Architekturen (SOA): Programmierung im kleinen wird durch die Programmierung im großen und durch die Wiederverwendung von vorhandenen Bausteinen und Diensten ersetzt.

  • Steigender Einsatz von mobilen Technologien: was bislang stationär geschieht, wird künftig zunehmend mobil erledigt werden.

  • Grid Computing: hier können die Rechen- und Speicherressourcen von verteilten Systemen in einer einheitlichen Form genutzt werden.

  • Zusatzwissen über die Einsatzdomäne wird immer wichtiger; wer beispielsweise bei der Entwicklung von Logistik-Systemen eingesetzt wird, muss wissen, um was es dabei geht – zusätzlich zu seinen IT-Kenntnissen