Augmented Reality im Rechenzentrum: Effizienz rauf, Kosten runter

Die zunehmende Komplexität von Rechenzentren fordert IT-Administratoren enorme heraus. Hilfe verspricht AR, sagt Matthias Gromann von FNT Software.

Da die RZ wachsen, wird es für einen einzelnen Techniker immer schwieriger und zeitaufwändiger, die gesamte Anlage zu überblicken, insbesondere, wenn sich Hunderte oder sogar Tausende von Geräten in einer einzigen Anlage befinden. Da können Probleme leicht unentdeckt bleiben – solange, bis sie längere Ausfallzeiten verursachen.

Den Bestand der Anlagen auf neuestem Stand zu halten ist eine weitere große Herausforderung. Um Zertifizierungen nach Industriestandard zu erhalten, muss eine hundertprozentige Genauigkeit des Anlageninventars sowie der Dokumentation aller betrieblicher Aufgaben und Sicherheitsmaßnahmen im RZ gewährleistet sein. Befinden sich Rechenzentren in abgelegenen oder schwer zugänglichen Gebieten, kann es dauern und kostspielig sein, bis Techniker vor Ort sind.

Überlagerung der realen Welt mit virtuellen Elementen

AR bietet sich als Lösung zur Bewältigung der vielfältigen Anforderungen an. In Kombination mit einer Data-Center-Infrastructure Management (DCIM)-Plattform oder einem Building-Management-System bietet Augmented Reality wertvolle Vorteile. Herkömmliche IT Service Management Tools ermöglichen zwar das Aufnehmen von Requests, jedoch erfordert die Steuerung der RZ-Infrastruktur aus der Ferne mehr.

Auf Basis eines digitalen Zwillings, abgebildet durch die vollumfängliche Dokumentation aller Assets in der DCIM-Plattform, visualisiert die AR-Software verschiedenste Informationen über AR-Brillen oder per See-Through auf allen mobilen Devices mit Kamera. Der gesamte Digital Twin ist im Hintergrund hinterlegt. Alle Assets können eingesehen und angezeigt werden.

Dies erleichtert den Zugang zu vorhandenen Daten und gestaltet die Umsetzung geplanter Änderungen und Reparaturen in Rechenzentren einfacher und transparenter. Die Nutzer der AR-Lösung erhalten wichtige Daten und Informationen in Echtzeit für die einzelnen Geräte oder Verbindungen in den Racks, darunter Reparaturanleitungen, Job-Listen, Funktionen für das Temperatur-Monitoring oder Features für Reporting und Fehler-Management.

Daten-Brille für schnellen Support

AR optimiert RZ-Prozesse. Verschiedenste Ressourcen im Rechenzentrum wie Server, Switches und Storage-Systeme lassen sich durch eine visuelle Überlagerung der realen Ansicht transparent anzeigen und durch intuitive Bedienung komfortabel managen. Mittels AR werden zudem diverse Anleitungen für Wartungs- und Reparaturaufgaben auf die AR-Brille projiziert, beispielsweise der Austausch einer ausgefallenen Komponente. Technische Fachkräfte vor Ort sehen dadurch sofort, welche Werkzeuge sie benötigen und welche Schritte zu befolgen sind. Dies trägt entscheidend dazu bei, Fehler zu reduzieren und den Wartungsprozess zu beschleunigen.

Als weiteren Benefit können RZ-Techniker durch die Visualisierung von Metriken und Warnungen aufkommende Probleme in Rechenzentren gezielt identifizieren. Dabei zeigt das System präzise an, welche Ressourcen betroffen sind und wo sie sich befinden. Empfehlungen für geeignete Gegenmaßnahmen sind inkludiert. Schließlich ermöglicht AR die effiziente und effektive Schulung von Technikern. Virtuelles Schulungsmaterial wird über reale Geräte gelegt, wodurch die Teilnehmenden von einer ansprechenderen, interaktiven Schulungserfahrung profitieren.

Jüngsten Branchenberichten zufolge können Unternehmen durch den Einsatz von AR die Effizienz ihrer RZ-Aufgaben um bis zu 40 Prozent steigern. Nacharbeiten lassen sich um bis zu 75 Prozent reduzieren. Enorm ist das Einsparpotenzial der Betriebsausgaben um 54 Prozent. Außerdem ist eine Senkung der Schulungs- und Reisekosten für Außendienstmitarbeitende um bis zu 75 Prozent möglich.

 

Matthias Gromann

ist Experte für service-orientierte Automation im IT-Infrastrukturmanagement und Director Business Line IT & Data Center Solutions bei FNT Software. 

 

 

 

 

Lesen Sie auch : Nachhaltigkeit von KI messen