Wirtschaftsstandort Sachsen profitiert von internationaler Strahlkraft des boomenden Mikroelektronik-Clusters

Was ist ein Brand Voice ?

Wie der Erfolg von Europas größtem Mikroelektronik-Cluster die Branche beeinflusst, welches Potenzial im traditionsreichen Wirtschaftsstandort steckt und warum Investoren und Geschäftspartner nach Sachsen kommen sollten, erläutert Thomas Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS), im Interview.

 

Mit der Entscheidung des weltweit größten Chipproduzenten TSMC, sein erstes europäisches Werk in Dresden zu bauen, etabliert sich Sachsen in Europa als globaler Halbleiterstandort. Wie ist diese Erfolgsgeschichte gelungen? 

Wir konnten mit unserem Gesamtpaket überzeugen. Sachsen hat mit „Silicon Saxony“ ein hoch innovatives Ökosystem, in dem rund 3.600 Unternehmen und gut 76.000 Mitarbeiter auf allen Stufen der Mikroelektronik- und IKT-Wertschöpfungskette aktiv sind, was einzigartig ist. Basis für diese Entwicklung war eine bereits seit den 1960er Jahren und damit weit vor der deutschen Wiedervereinigung etablierte und historisch gewachsene Expertise in der ehemaligen DDR. An diese konnte man erfolgreich anknüpfen und so Europas größtes Mikroelektronik-Cluster und das fünftgrößte weltweit aufbauen. Das Ökosystem punktet mit einem vielfältigen Branchenmix, großer Dynamik und Umsetzungsstärke auf wichtigen Technologie- und Zukunftsfeldern, dem erfolgreichen Austausch mit einer breit aufgestellten Forschungs- und Entwicklungslandschaft sowie etablierten Branchennetzwerken. Wir freuen uns, dass wir diese Erfolgsgeschichte Anfang März auf dem Industry Strategy Symposium Europe (ISS) in Wien präsentieren können.

Was bedeutet das für den Standort?

Die von TSMC gemeinsam mit Bosch, Infineon und NXP geplante Investition bringt uns auf die nächste Stufe im globalen Wettbewerb. Diese internationale Strahlkraft wollen wir nutzen, um die weltweite Wahrnehmung des Wirtschaftsstandorts Sachsen zu verstetigen. Bereits im letzten Jahr haben wir das bei einer Delegationsreise nach Japan gemerkt. Für die Japaner war ziemlich klar: Das Herz der europäischen Mikroelektronik schlägt in Sachsen. Hier muss man hin, wenn man an dieser Entwicklung partizipieren will. Die Ansiedlung ist für Deutschland und Europa aber auch strategisch wichtig, weil sie die Lieferketten für die heimische Industrie und den Mittelstand resilienter macht. Zudem ist diese Standortentscheidung für andere Unternehmen aus der globalen Halbleiter-Wertschöpfungskette ein Fingerzeig, wo in Europa ein optimales Ökosystem für die Branche zu finden ist. 

Quelle: WFS (Wirtschaftsförderung Sachsen)
Quelle: WFS (Wirtschaftsförderung Sachsen)

 

Ganz wesentlich haben offensichtlich auch das Potenzial des Clusters und die Marktchancen überzeugt? 

Auf jeden Fall. Für jedes Unternehmen ist der Markt entscheidend. TSMC will in der Automobilbranche und anderen Industriesegmenten neue Kunden gewinnen, die von Sachsen aus in Deutschland und Europa optimal erreichbar sind. Diese Option sehen wir übrigens auch für weitere Unternehmen aus Taiwan. Und das Potenzial des Clusters unterstreichen nicht zuletzt die Entscheidungen relevanter Global Player. In Sachsen haben Infineon mit fünf Milliarden und Bosch mit einer Milliarde Euro die größten Einzelinvestitionen ihrer Unternehmen getätigt. Globalfoundries will seine Kapazitäten in den kommenden Jahren verdoppeln und auch X-Fab investiert in Dresden in den Ausbau seiner Chipfabrik.

Welche Herausforderungen sind mit diesem Boom verbunden?

Jetzt geht es darum, unser erfolgreiches Mikroelektronik-Ökosystem an neue Anforderungen anzupassen, systematisch auszubauen und weitere regionale und internationale Zulieferer und Dienstleister zu akquirieren und bestmöglich zu integrieren. Auch viele Firmen aus Sachsen, die jetzt schon Teil der Wertschöpfungskette und der Anwenderindustrien sind, werden profitieren – vom Großunternehmen bis zum Mittelstand. Gleichzeitig wollen wir die Investitionsdynamik der Halbleiterindustrie bestmöglich auch in Synergieeffekte für andere Anwendungen, wie bspw. in der Robotik oder der Medizintechnik umsetzen und versprechen uns davon einen deutlichen Schub für die Zusammenarbeit in zukunftsträchtigen Technologiefeldern. 

Quelle: WFS (Wirtschaftsförderung Sachsen)
Ausgewählte Unternehmen aus dem Bereich IKT / Mikroelektronik in Sachsen und regionale Schwerpunkte. Quelle: WFS (Wirtschaftsförderung Sachsen)

 

Für die Attraktivität eines Standortes sind immer auch die Aktivitäten in der Forschung und Entwicklung interessant. Was tut sich da? 

Sachsen hat eine sehr breit aufgestellte Forschungs- und Entwicklungslandschaft, die sich durch eine intensive Zusammenarbeit mit Unternehmen auszeichnet. Gemeinsam werden Projekte mit hohem Innovationspotenzial entwickelt, wie das KI-Projekt „LOTSE“, wo es um kürzere Produktionszeiten sowie virtuelle Messungen in der Chipproduktion geht, und das Projekt „Grüne Mobilität made in Saxony“. Ausgebaut werden soll das Forschungszentrum „Center for Advanced CMOS & Heterointegration Saxony“ (Ceasax), das als Leuchtturm der Halbleiterforschung gilt. Geplant ist zudem ein „Europäisches Technologiezentrum für Halbleiter-Messtechnik und Prozessanalyse“, dass perspektivisch als eines der größten Technologiezentren für Halbleitermetrologie in Europa die Chipentwicklung insgesamt beschleunigen soll. 

Mit dem Wachstum des Clusters wächst auch der Fachkräftebedarf. Wie soll der gedeckt werden? 

Wir haben dafür einen guten Mix. So gibt es einen – im europäischen Vergleich – hohen Anteil hochqualifizierter Arbeitskräfte, die für die Chipindustrie interessant sind. Gleichzeitig hat Sachsen deutschlandweit die meisten Absolventen in Ingenieurstudiengängen und will künftig gezielt Nachwuchs im geplanten Sächsischen Ausbildungszentrum für Mikrotechnologie (SAM) ausbilden. Zudem setzt der Standort auf das Potenzial sächsischer Rückkehrer und will verstärkt ausländische und überregionale Fachkräfte gewinnen. Schließlich bietet Sachsen neben vielfältigen beruflichen Optionen in spannenden Zukunftsbranchen ein attraktives Umfeld mit einer hohen Lebensqualität – vor allem für Familien.

Wenn Sie es kurz zusammenfassen: was spricht für Sachsen?

Sachsen ist sowohl mit seinem Know-How als auch aufgrund seiner geografischen Lage in der Mitte Europas ideal positioniert. Im Vergleich zu anderen Regionen haben wir noch die entsprechenden Gewerbeflächen, eine sehr hohe Dichte an technologisch ausgerichteten Hochschulen, Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen sowie eine große Technologieaffinität und die notwendigen qualifizierten Fachkräfte. Unser Standort hat zudem seit Jahrzehnten bewiesen, dass er sich verändernden Marktbedingungen anpassen kann und kontinuierlich Innovationen hervorbringt. Ganz klar: Wer in Europa Hightech- und Zukunftsthemen vorantreiben will, der sollte nach Sachsen kommen!