Preisgekrönte Fehlersuche: Gestern lief es doch noch!

Andreas Zeller ist nicht nur der Schöpfer des GNU DDD Debuggers, sondern auch der Vater des so genannten Delta-Debuggings. Als Professor lehrt Zeller an der Universität des Saarlandes und seine Forschung zielt vor allem darauf ab, wie sich die Produktivität eines Entwicklers steigern lässt. Für das Delta-Debugging hat Zeller jetzt den in Software-Kreisen renommierten ‘Impact Award’ gewonnen. silicon.de feiert das mit einem Interview.

silicon.de: Ihr Verfahren ist aber nur speziell in der Entwicklung einsetzbar?

Zeller: Ja, so ein Verfahren haben wir bisher nur in der Software-Entwicklung.

silicon.de: Wäre es nicht auch vorstellbar, dass man das für Heimanwender zur Verfügung stellt, die somit sehen können, durch welche Installation beispielsweise das Antivirusprogramm gestört ist.

Zeller: Das könnten wir im Prinzip auch. Nur dass es auf den handelsüblichen Rechnern und Programmen solche Änderungsaufzeichnungen auf Ebene des Betriebssystems und in der Software nicht in dem Maße gibt, wie bei der Software-Entwicklung. Aber im Prinzip wäre das vorstellbar. Um das aber auf einem PC machen zu können, wäre es nötig, sämtliche Aktionen aufzuzeichnen. Da muss man natürlich abwägen, denn durch die Aufzeichnung bekommt man ja wieder andere Nachteile. Der Nutzer muss sich fragen, ob es sinnvoll ist, jeden Schritt auf dem Rechner aufzuzeichnen.

silicon.de: Gibt es denn Pläne, das Verfahren in ein Produkt zu gießen?

Zeller: Wir haben schon ein Produkt daraus gemacht. Bei der Firma Web.de zum Beispiel ist unser Verfahren im Einsatz. Der Punkt ist, als wir das damals gemacht haben, mussten wir unser Programm noch ganz spezifisch auf die einzelnen Umgebungen der Testwerkezuge und der Änderungsverwaltung anpassen. Heute wäre das viel einfacher, weil es viel bessere Standards gibt.

silicon.de: Daher wundert es mich, dass es die Firma Zellersoft noch nicht gibt.

Zeller: Im Prinzip wäre das eine gute Idee. Doch der Markt sieht derzeit leider etwas anders aus. Es herrscht folgende Haltung: Bevor ich in meine Leute investiere, investiere ich lieber in billige Kräfte aus Übersee. Microsoft zum Beispiel hat seine gesamten Fehlersuchaktivitäten für Windows nach Indien ausgelagert. Das heißt die teuren Entwickler in Redmond entwickeln das Programm, und die billigen in Indien dürfen hinterher die Fehler suchen. Und solange solche Trends angesagt sind, hätte man mit einem solchen Produkt wohl wenig Erfolg. Aber das ist eigentlich traurig, denn manchmal kann man auch mit ganz kleinem Aufwand die Produktivität enorm steigern. Gerade bei der Fehlersuche wäre das ein Segen, aber der Wille, an dieser Stelle zu investieren, ist aktuell nicht so groß.