Das Erfolgsgeheimnis der Kult-Produkte

Schön auszuschauen allein reicht nicht mehr, in vielen Fällen entscheidet heute das Nutzererlebnis über Erfolg oder Misserfolg eines Produkts, sagt Cees van Dok, Chefentwickler von Frog Design, im Interview mit silicon.de. Stimmt das Gesamtpaket, spricht man von der eierlegenden Wollmilchsau – oder auch vom iPhone.

silicon.de: Im Herbst bringt HP die zweite Generation des TouchSmart auf den Markt. Frog Design hat ein komplett neues Bedienkonzept ausgearbeitet – was stand dabei im Mittelpunkt?

Cees van Dok: Die EDV aus dem Kontext des ‘Home Office’ raus und in die Wohnzimmer rein zu bringen war und ist eine riesige Herausforderung für die PC-Industrie. Einige Markterfolge kann man im Bereich von Mediacenter-Computern und Laptops beobachten. Aber ein Computerbildschirm im Wohnzimmer ist noch immer kein Mainstream-Konzept. Allerdings gibt es einige überzeugende Anwenderszenarien in diesem Zusammenhang rund um die Themen Entertainment, Kommunikation, Musik, Fotos, Datenaustausch und ähnliches.

TouchSmart ist eine Antwort auf diese Herausforderung. Indem das äußere Erscheinungsbild reduziert und eine zugänglichere und angenehmere Benutzeroberfläche angeboten wird, ist dieses Konzept ein wichtiger Schritt auf dem Weg neue Technologien in die Wohnzimmer zu bekommen.

silicon.de: Das Gerät soll die Rolle des Computers in Privathaushalten revolutionieren – haben vergleichbare Geräte im Büroalltag keine Zukunft?

Cees van Dok: Nur sehr eingeschränkt. Um produktiv zu arbeiten, sind solche Benutzeroberflächen nicht geeignet. Vor allem auf größeren Oberflächen ist es mühsam, mit Berührungen zu interagieren, da der Anwender seinen gesamten Arm hochhalten und hin und her bewegen muss. Für einige Interaktionen, die nur beschränkte Zeit dauern, funktioniert es wirklich gut – aber nicht für einen 8-Stunden-Tag. Aufrecht auf einem guten Stuhl zu sitzen und Eingaben mit Mouse und Tastatur zu machen ist wesentlich effektiver in einer komplexen Arbeitsumgebung, mit immer wechselnden Aktivitäten und unterschiedlichen Dateneingaben.

silicon.de: Auch das iPhone wurde erst in der zweiten Generation für den Business-Anwender optimiert. Warum konzentrieren sich die meisten Touchscreen-Projekte zunächst auf den Consumer-Markt?

Cees van Dok: Vor allem aus den Gründen, die ich gerade beschrieben habe, sind berührungsempfindliche Oberflächen besser für nicht so häufig durchgeführte Interaktionen geeignet. Im Bezug auf das iPhone denke ich jedoch, dass Apple das Gerät nicht absichtlich als Consumer-Produkt positioniert hat. Es ist wirklich eine sehr vielseitige Plattform und die Applikationen, die der jeweilige Anwender nutzt oder installiert, bestimmen den individuellen Verwendungszweck. Die Hemmschwelle für den Einsatz unter Geschäftsanwendern wurde in der 3G-Version heruntergesetzt, in dem es nun leichter ist, sich mit Firmen-Email-Systemen zu verbinden. Kritiker könnten argumentieren, dass das Fehlen einer physischen Tastatur immer noch ein großer Nachteil ist verglichen mit dem Blackberry – eines der erfolgreichsten Business-Handhelds auf dem Markt.