“München braucht eine große IT-Messe”

Franz Josef Pschierer, der IT-Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung, ist seit mehr als einem Jahr im Amt. Im Gespräch mit silicon.de zieht er eine Bilanz dieser Zeit. Zudem äußert er sich über die Zusammenarbeit mit dem Bund und geht auf wichtige IT-Vorhaben der Bayerischen Staatsverwaltung in der nahen Zukunft ein.

silicon.de: Unterscheidet sich der Ansatz Bayerns vom Ansatz anderer Länder?

Pschierer: Bayern hat schon früh mit der Entwicklung einer eigenen IT- und eGovernment-Strategie begonnen und diese ständig angepasst. Die Unterschiede, die heute zwischen den Strategien der einzelnen Länder bestehen, gehen zum einen auf Unterschiede in der Organisation der Landesverwaltungen zurück. Zum anderen unterscheiden sich auch die kommunalen Strukturen der Länder: Bayern ist ein Land mit über 2000 Kommunen. Hier muss man eGovernment anders organisieren als in einem Stadtstaat wie Bremen oder Hamburg.

Inhaltlich verfolgen die Länder jedoch weitgehend die gleichen Ziele: Die IT zu nutzen, um effiziente Verwaltungsabläufe zu gewährleisten sowie den Bürgern und der Wirtschaft ein hochwertiges Online-Angebot an Verwaltungsleistungen zur Verfügung zu stellen.

silicon.de: Was sind wichtige IT-Projekte der Staatsverwaltung in der nächsten Zukunft?

Pschierer: Zum einen die Konsolidierung der beiden Rechenzentren, die ich schon angesprochen habe. Hier ist ein gemeinsames Flächen-Management geplant. Zudem rollen wir gerade unsere Basiskomponente zur Personalverwaltung in den Geschäftsbereichen der Ressorts aus. Dann werden alle Beschäftigten des Freistaats Bayern in einer großen SAP-Anwendung nach einem ausgefeilten Berechtigungskonzept administriert. Derzeit arbeiten bereits zirka zwei Drittel der Beschäftigungsdienststellen damit produktiv.

Zurzeit wird auch eine serviceorientierte IT-Architektur (SOA) aufgebaut. Sie soll eine effiziente Kopplung verschiedener Basiskomponenten und Fachanwendungen der einzelnen Ministerien mit dem eGoverment-Portal www.verwaltung.bayern.de ermöglichen.

Weiterhin wird ein zentrales elektronisches Personenstandsregister eingerichtet. Das Personenstandsgesetz legt fest, dass die Personenstandsregister ab dem 1. Januar 2014 nur noch elektronisch geführt werden dürfen. In Bayern soll das Personenstandswesen schon vorher vollständig auf elektronische Register und Fachverfahren umgestellt werden. Das Staatsministerium des Innern hat im März 2010 ein Landesfachkonzept vorgelegt, das unter meiner Mitwirkung erstellt wurde. Auf Basis dieses Konzeptes soll das zentrale elektronische Personenstandsregister in Bayern umgesetzt werden.

Zudem wird das BAföG-Online-Verfahren erweitert. Ein Identitätsmanagement soll die Authentifizierung bei verschiedenen Signaturverfahren erleichtern. Und um es nicht zu vergessen – bei den Verfahren und Internetangeboten des Freistaats legen wir auch künftig ein hohes Augenmerk auf die IT-Sicherheit, um den Nutzern Vertrauen und Verlässlichkeit zu geben.

silicon.de: Vielen Dank für das Gespräch.