WWPC: Ballmer hebt völlig ab

Microsoft vor lauter Cloud total benebelt: Allerdings gibt es noch einiges im Pflichtenheft zu tun, damit aus den ambitionierten Plänen kein Wolkenkuckucksheim wird.

Nach Auskunft von Martin Berchtenbreiter, Mittelstandsboss bei Microsoft Deutschland, arbeiten bereits 50 Prozent aller Microsoft-Entwickler weltweit an Cloud-Lösungen, “und diese Zahl wollen wir auf 80 Prozent steigern”, so Berchtenbreiter. Wichtiger Schritt dorthin ist die Azure-Plattform, die das Unternehmen in den Mittelpunkt seiner Cloud-Bemühungen stellen will. Mit der neuen “Windows Azure Platform Appliance” können Unternehmen, öffentliche Institutionen sowie Microsoft-Partner und Service Provider demnach eigene Clouds in ihren Rechenzentren einrichten und betreiben oder wie es Berchtenbreiter nennt: “Public Cloud out of the box”.

Auf der WWPC kündigte Microsoft an, dass Ebay, Dell, HP und Fujitsu diese Azure-Anwendung in Zukunft einsetzen werden. Auf der Veranstaltung gab Microsoft zudem weitere Details zu “Dallas” bekannt. Auf diesem Informationsmarktplatz, im Sinne eines flexiblen Repositorys auf Payment-Basis, sollen Inhalteanbieter Daten, Bilder und Echtzeitinformationen an zentraler Stelle zur Verfügung stellen. Entwickler und Anwender können diese Inhalte über den Marktplatz schnell finden, in Anwendungen integrieren oder – beispielsweise mit Microsoft Excel – auswerten.

Relativ wortkarg gab sich Microsoft hingegen, was das Wolkenwetter für die Business-Applikationen angeht. So gibt es beispielsweise keine konkreten Pläne Microsoft-Dynamics oder AIX in die Cloud zu transferieren.

Keine Überraschung für Frank Naujoks, Consulting Director des Analystenhauses i2S: “Im ERP-Umfeld muss Microsoft seine Hausaufgaben machen, hier gibt es bis zum Weg in die Cloud noch einiges zu tun, auch wenn Microsoft beispielsweise bis zum Jahresende sein CRM on demand in 40 Ländern auf die Straße bringt”, so Naujoks.

Auch, so der Analyst, müsse der IT-Gigant seinen Partnern beim Cloud-Geschäft eine eindeutige Perspektive bieten. Naujoks: “Mit dem Installieren von Software lässt sich in Zukunft immer weniger Geld verdienen, also muss es für die Partner einen Weg geben, mit dem Anpassen der Software oder etwa mit vertikalen Apps Umsätze zu generieren. Und viele Partner müssen neu qualifiziert werden.” Fazit: Massig Arbeit bis zum viel versprechenden, durchweg bewölkten IT-Himmel, den sich Steve Ballmer so stark herbeisehnt.