Sun: Open Source für die Boom-Regionen

Seit vier Monaten ist er nun im Amt: Alain Andreoli, Suns neuer EMEA-Chef. Sein Vorrangiges Ziel ist – wie könnte es anders sein – das Generieren von neuen Umsätzen. silicon.de traf ihn im Sun-Hauptquartier bei München und befragte ihn zu seiner Strategie.

“Viel zu ändern hatte ich in meinem neuen Job nicht”, berichtet der Manager. “Meine Aufgabe ist es vielmehr, die verschiedenen Landesorganisationen zu stabilisieren.” Sein Augenmerk liegt darüber hinaus auf den neuen EU-Mitgliedern – und noch weiter östlich auf Russland. Dort könne man derzeit am leichtesten neue Umsätze generieren. In seinen Aufgabenbereich fallen zudem die aufstrebende Region des mittleren Ostens sowie Afrika. Auch dort will er langfristig richtig Profit machen, so Andreoli im Gespräch mit silicon.de.

“Wir brauchen eine Langzeitstrategie. Nach Asien und Lateinamerika wird Afrika die nächste und letzte Boom-Region der Welt sein, dort müssen wir aktiv werden. Die Chinesen haben das längst erkannt und sind bereits massiv nach Afrika übergesetzt. Europa und die USA müssen aufwachen”, erklärte Andreoli. Der Senior Vice President Europe, Middle East, Africa von Sun ist sich sicher, dass sich auf dem schwarzen Kontinent eine ähnliche Entwicklung ergeben wird, wie sie die ehemals verödete arabische Halbinsel derzeit erlebt.

“Wer hätte Russland nach der Perestroika eine Entwicklung zugetraut, wie wir sie in den vergangenen fünf bis zehn Jahren erlebt haben? Genauso lief es in Arabien – sehen Sie nur das Beispiel Dubai mit seinen fantastischen Bauten – und so wird es auch mit Afrika gehen. In Südafrika boomt es bereits heute, stark sind aber auch beispielsweise Kenia oder Nigeria, ganz abgesehen vom stabilen Norden”, so der in der Schweiz lebende Andreoli. Gleiches erlebe man derzeit in den sogenannten Schwellenländern in Süd- und Mittelamerika. Dort ziehe die Wirtschaft nach Jahren des Durchhängens kräftig an.

Für Sun tun sich damit langfristige Perspektiven auf: In Afrika ist derzeit kein großer Gewinn zu machen, mittels Open Source soll aber der Weg für eine künftige prosperierende Geschäftsentwicklung geebnet werden. “Wir tragen mit weitem Abstand am meisten zu Open-Source-Projekten bei”, so der Manager. “Dies lässt sich nicht umgehend in Gewinne ummünzen. Vielmehr handelt es sich um eine Investition in die Zukunft.”

In den Entwicklungsländern habe man kein Geld für proprietäre Software, man wolle Betriebssysteme und Anwendungen vielmehr in freier Verfügung nutzen. Linux habe daher die besten Startvoraussetzungen in Afrika. Suns Strategie, die maßgeblich von Andreoli umgesetzt werden soll, ist damit klar: Das in der langen, traumatischen Phase des steigenden Rückgangs von Einnahmen formulierte Über-Ziel, den Umsatz stetig zu mehren, lässt sich am leichtesten in den aufstrebenden Ländern Osteuropas, Asiens und Afrikas verwirklichen. Dort kann man nicht mit Windows punkten, dort herrschen andere Sitten als in Westeuropa und den USA. Also setzt Sun voll auf die Karte der quelloffenen Software.

Dies erklärt den Sinneswandel des Unternehmens zu Beginn dieses Jahrzehnts: Aus der Hardwarefirma Sun sollte – zumindest teilweise – eine Softwarefirma werden. Große Skepsis der Marktbeobachter begleitete dieses Projekt. Nun jedoch werden dessen Ziele offenbar, die konkreten Ergebnisse nehmen Gestalt an. Noch sind es nur Konturen, aber sie gleichen denen des Kontinents Afrika in verblüffender Weise.