Intel und Windows 8 in der Post-PC-Ära angekommen

Intel hat die Prognose für das dritte und vierte Quartal gesenkt. Daraus leiten Analysten ab, dass sich auch die Aussichten für Windows 8 erheblich abkühlen. Daran können derzeit weder Microsofts Surface noch Intels Ultrabooks besonders viel ändern.

“Geringere Nachfrage als erwartet in einer schwierigen makroökonomischen Lage”, nennt Intel als Grund für die Umsatzwarnung. Das dritte Quartal sei gekennzeichnet von rückläufigen PC-Käufen durch Unternehmen sowie nachlassendem Wachstum in Entwicklungsmärkten. Daher korrigiert Intel die Prognose von 13,8 bis 14,8 Milliarden Dollar um möglicherweise über eine Milliarde Dollar auf 13,2 Milliarden nach unten. Schwankungen um 300 Millionen plus oder minus nennt Intel als möglich.

Kunden reduzierten eher das Inventar in der Lieferkette, statt es wie sonst im dritten Quartal zu vermehren. Einziger Lichtblick: “Das Rechenzentrumsgeschäft entspricht den Erwartungen.”

 

 

Ob eine Kaufzurückhaltung vor dem Start von Windows 8 zu dem schlechten Ergebnis beigetragen hat, ist derzeit noch unklar. Auch Dell und HP hatten zuletzt sinkende Nachfrage bei Endkunden sowie in Entwicklungsmärkten gemeldet. Besonders in China wächst die Wirtschaft langsamer als erwartet.

Analyst Auguste Gus Richard von Piper Jaffray sieht in Intel jedoch vielmehr ein Opfer der Post-PC-Ära: “Wir glauben, dass dieses Jahr Nexus 7, Kindle Fire, Microsoft Surface und iPad Mini zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken zählen werden. Die Preise dieser ARM-basierten Geräte dürften zwischen 199 und 299 Dollar liegen. Das ist weniger als die Hälfte eines 600 Dollar teuren Ultrabooks.”

Zudem laufe auf dem Microsoft-eigenen Tablet Surface auch Office, was eine weitere Schranke für den Tablet-Kauf aufheben, so Richard. Das ist kein gutes Zeichen für die Halbleiterbranche oder speziell Intel, da PCs nur noch ein Drittel aller benötigten Chips ausmachten.

Intels Warnung könnte jedoch nicht nur das dritte Quartal betreffen, sondern sich auch noch auf das vierte Quartal auswirken. Auch das Jahr 2013 könnte hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Am Ende des zweiten Quartals waren die Lager so voll wie noch nie. Und eigentlich sollten diese Bestände im dritten Quartal abgebaut werden. Doch dafür wurden schlicht zu wenige PCs verkauft und das trotz dem bevorstehendem Windows 8 Start und den neu eingeführten Ultrabooks.

Der Morgan Stanley Analyst Joseph Moore erklärt in einer Mitteilung, dass Ultrabooks zumindest im vierten Quartal eine verstärkte Nachfrage nach Core i3-Prozessoren anfeuern könnten. Piper Jaffrays Richard jedoch sieht bereits seit dem 4. Quartal 2011 stark nachlassenden Nachfrage nach PCs.

Und daran können auch die von Intel beworbenen Ultrabooks derzeit nichts ändern, wie Moore betont: “Intel war was die Nachfrage von Ultrabooks betrifft optimistisch und ging davon aus, dass 40 Prozent der Privatkunden und damit 26 Prozent der gesamten PC-Nachfrage von Ultrabooks bestritten würde. Angesichts der Größe des Rückgangs im Q3 wie auch aus Gesprächen mit unseren Kontakten, glauben wir, dass das unwahrscheinlich ist.”

Betsy Van Hees, Analyst bei Wedbush, sieht Intel gleich in dreifacher Hinsicht unter Druck: Wirtschaftlicher Abschwung, starkes Interesse an Tablets und die ungwisse Aussichten für Windows 8.

Cody Acree von Williams Financial stimmt dem zu: “Indem Intel als Grund die schlechte makroökonomische Situation anführt, hat es abrupt damit aufgehört, auf die Kanibalisierung der PCs durch Smartphones und Tablets hinzuweisen. Auch wenn es derzeit nicht möglich ist, die Auswirkungen zu definieren, dürfte es dennoch schwierig zu argumentieren sein, dass Tablets überhaupt keine nennenswerten Auswirkungen auf Notebook-Verkäufe haben. Vor allem da in der derzeitigen schwierigen Situation die den Verbrauchern zur Verfügung stehenden Budgets sehr begrenzt sind.”

[mit Material von Florian Kalenda, ZDNet.de und Larry Dignan, ZDNet.com]