Offener Kampf um Infineon-Aufsichtsrat

Das Gerangel um den Posten des Aufsichtsratschefs bei Infineon ist in vollem Gange. Im Mittelpunkt des Showdowns stehen zwei Kandidaten. Der frühere Siemens-Manager Klaus Wucherer ist der Wunschkandidat des Konzerns und bereits seit 1999 Mitglied des Aufsichtsrats. Gegenkandidat Willi Berchtold wird von der oppositionellen Investorengruppe um den britischen Finanzinvestor Hermes unterstützt. Beide Kandidaten bringen sich derzeit in Position.

Die Investorengruppe rund um Hermes hat ihre Ablehnung Wucherers schon im Vorfeld begründet. Er gehöre bereits seit 1999 dem Aufsichtsrat an und trage somit “für dessen Arbeit und Entscheidungen erhebliche Mitverantwortung”, so Hermes-Pensionsfond-Chef Nigel Labram in seinem Antrag. Für einen wirklichen Neuanfang bei dem Halbleiterhersteller, der sich nach einer schweren Krise inzwischen wieder in ruhigerem Fahrwasser befindet, sei insbesondere auch eine Erneuerung an der Spitze des Kontrollgremiums nötig.

Wucherer entgegnete, dass ein Neuanfang doch längst gemacht worden sei. “Umbau und Erneuerung des Unternehmens sind in vollem Gange. Ausgliederung von Qimonda, Verkauf von Lantiq und Kostensenkungen sind Resultat des Neuanfangs”, sagte er. Der Weg weiterer operativer Fortschritte und des Margenwachstums müssten nun kontinuierlich fortgesetzt werden.

Welche Pläne Berchtold im Falle seiner Wahl verfolgt ist derzeit noch unklar. Der Spiegel zitiert ihn mit den Worten, Infineon sei “ein tolles Unternehmen mit großartigen Mitarbeitern und Produkten”. Ein Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat rügte dem Bericht zufolge jedoch, dass der Manager zu ihm und seinen Kollegen bislang noch keinen Kontakt gesucht habe: “Solange sich Berchtold bei uns noch nicht vorgestellt hat und wir nicht wissen, was er plant, können wir ihn schlecht unterstützen.”