Windows Phone 7: Bei Apple und Google gespickt

“Es ist das beste Betriebssystem, das es je gab”, tönt Microsofts Mobilfunkchef Achim Berg zum Marktstart von Windows Phone 7. Berg sei, so schrieb die Zeit kürzlich, ein “Tänzer am Leichenwagen”. Nun ist Microsoft angetreten, um das Gegenteil zu beweisen.

Dennoch nennt Microsoft auch ausdrücklich Businesskunden als Zielgruppe. Ein einfach zu bedienendes Smartphone sei schließlich für beide Zielgruppen interessant. Zudem verfügt das neue Betriebssystem über Exchange-, Office- und Sharepoint-Integration.

Es ist mit dem Betriebssystem also problemlos möglich, ein Word-Dokument zu verfassen, zu öffnen oder zu korrigieren – um es dann per E-Mail zu verschicken. Das freilich ist das Mindeste, was man von der mobilen Version eines Microsoft-Betriebssystems erwarten darf.

Und es kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass klassische Business-Features fehlen: Dazu gehören die Unterstützung von VPNs sowie die Möglichkeit, Programme ohne Umweg über den Marketplace firmenintern auszurollen und ein Telefon über das Unternehmensnetz zu administrieren. Der Vorgänger Windows Mobile 6.5 ermöglicht diese Szenarien. Microsoft verspricht die Nachrüstung von Windows Phone 7, nennt aber keinen Termin.

Zudem fehlen einige kleinere Features, die iPhone und Android schon länger bieten, wie etwa Copy-and-Paste oder eine Funktion, die erlaubt das Handy als Modem zu nutzen. Seitens Microsoft hieß es am Montag, dass man ‘Copy-and-Paste’ nachliefern will. Man hätte wissen müssen, dass Beobachter mit dem spitzen Finger auf diese scheinbare Kleinigkeit hinweisen würden – laut und lange genug hatten sich iPhone-Nutzer über das Fehlen der entsprechenden Funktion beschwert, bis sie dann mit dem iPhone 3GS nachgeliefert wurde.

Die ersten Geräte mit Windows Phone 7 werden nicht in den USA erscheinen, sondern in Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Die Pioniere werden schon Ende nächster Woche in die Läden kommen, zunächst stehen neun Modelle verschiedener Hersteller zur Wahl. Die ersten Multimedia-Handys mit der neuen Windows-Software kommen von HTC, Samsung, LG und Dell. Beim deutschen Vertrieb setzt Microsoft hauptsächlich auf die Marktführer Telekom und Vodafone. Aber auch bei O2 und E-Plus werden Smartphones mit Windows Phone 7 zu haben sein. Mit der Telekom ist Microsoft eine strategische Partnerschaft zur Vermarktung eingegangen. Zunächst wird der Konzern das HTC 7 Mozart und Samsungs Omnia 7 in die Regale nehmen. “Ich kann nichts zu den Absatzzielen sagen, aber unsere Erwartungen sind hoch”, so Niek Jan van Damme, Deutschland-Chef der Telekom.

Genau das Gegenteil ist bei Analysten der Fall. Bei Gartner geht man davon aus, dass Microsofts Anteil auf dem Mobilfunkmarkt weiter fallen wird und bis 2014 nur noch bei 2,9 Prozent liegen wird. Achim Berg setzt derweil auf einen anderen Indikator für den eigenen Erfolg: Die Zahl der iPhones auf dem Microsoft-Campus. “Das war ja eigentlich das beste Lehrstück für uns. Wenn die eigenen Mitarbeiter zu Wettbewerbstelefonen greifen, dann hat das Gründe und spiegelt einen generellen Trend. Über 75 Prozent der Arbeitnehmer weltweit kaufen ihre Telefone privat und nehmen sie dann ins Unternehmen mit. So rum läuft das heute.”