Detlef Eppig

Detlef Eppig ist der Allrounder bei Verizon: Er ist sowohl Deuschlandchef als auch Director Network Operations für Zentral- und Osteuropa. Nicht nur deshalb zählt Eppig zu den "alten Hasen" der Branche.

10 Cloud Computing Trends

Schätzungsweise 65 Prozent der Unternehmen nutzen bereits Cloud Computing. Die Frage lautet also nicht ob, sondern wie man die Cloud einsetzt, um Performance und Effizienz und damit die Umsatzerlöse optimal zu steigern, meint Detlev Eppig, Geschäftsführer Verizon Deutschland und Director Network Operations for Central and Eastern Europe bei Verizon.

Wie Unternehmen dieses Jahr das Thema Cloud-Nutzung angehen, wird sich entscheidend auf die Ergebnisse in unterschiedlichsten Bereichen wie Kunden-Informationsbeschaffung, Arbeitnehmerproduktivität und Corporate-Risk-Assessment auswirken.

Verizon Enterprise Solutions veröffentlichte letztes Jahr Prognosen zu Unternehmenstechnologien für 2015. Unter anderem gehen wir davon aus, dass die IT bei Cloud-Deployments als “cloud solutions broker” fungieren wird. Die IT wird demnach Geschäftseinheiten darin unterstützen, Bedarf zu erkennen, und Technologielösungen zu entwickeln. Viele, jedoch nicht unbedingt alle, werden cloud-basiert sein, und sie werden das Unternehmen unter anderem durch verbesserte Kundeneinbindung, betrieblichen Wandel und/oder technologische Compliance unterstützen.

Prognosen sind zwar riskant, aber ich lasse mich gern darauf ein; die Zukunft wird zeigen, ob ich Recht hatte.

  1. Weiterentwicklung der hybriden Cloud – Der Ausdruck “hybride Cloud” bezieht sich nicht länger ausschließlich auf jenen Mix aus traditionellen und cloud-basierten Lösungen. Er ist zwar weiterhin Teil der Definition, doch bedeutet “hybrid” eine Cloud-Lösung, die gezielt aus einer Vielzahl Cloud-basierter Lösungen zur Erfüllung eines geschäftlichen Anliegens zusammengestellt wird. Dies beinhaltet die Fähigkeit, ganz nach Bedarf Ressourcen zusammenzustellen und anzusprechen, weiter Business-Continuity-Merkmale, Datencenter-unabhängige Sicherheit und Einbeziehung eines übergreifenden Entwicklungs-Lebenszyklus von der Test-/Entwicklungsphase bis zur Inbetriebnahme.
  2. Die Grenze zwischen öffentlicher und privater Cloud verschwimmt– Bislang war stets von “entweder/oder” die Rede. Der Fokus wird in Zukunft auf Workloads im Verhältnis zu Risiken liegen, und das wird zu weniger trennscharfen Lösungen führen, die sowohl öffentliche als auch private Cloud-Serviceanteile beinhalten. Wie schon bei der vorangehend beschriebenen hybriden Cloud wird die Fähigkeit, Cloud-Infrastruktur kurzfristig und automatisch zu managen und flexibel zu konfigurieren, als vorwiegendes neues Grundmuster komplexer und weiterentwickelter Cloud-Umgebungen in den Vordergrund treten.
  3. “Zuerst die Cloud” — Die Anwendungsentwicklung bedient sich sehr zum Nachteil traditioneller vertikaler Deployment-Modelle zunehmend eines “Cloud-first”-Ansatzes. Dieser horizontal skalierbare Ansatz, für die Cloud entwickelt, wird von DevOPS gemanagt. Er bewegt sich innerhalb der Strukturen, die ihm die Cloud vorgibt, und erleichtert das Überwinden von Widersprüchen, denen sich Unternehmen nach wie vor bei Cloud-Deployments gegenübersehen.
  4. Flexible Netzwerk-Konnektivität – Cloud und Netzwerk sind voneinander abhängig. Ohne zuverlässige Vernetzung kann keine Cloud-Implementierung erfolgreich sein. Allerdings sollten Netzwerk-Services, wie Cloud-Services auch, fließende Übergänge aufweisen. Als Unternehmen sollte man Netzwerkdienste ganz nach Workload, Nutzung und Risiko hoch- und runterskalieren können. Die Vielfältigkeit des OSI-Stacks (Open Systems Interconnection) mit mehreren Protokollen und Implementierungen dieser Protokolle macht dieses Maß an Flexibilität erforderlich. Damit solche Konfigurationen gesteuert werden können, muss darüber hinaus die seit langem in Aussicht gestellte Network Function Virtualization (NFV) als vorrangiger Player im virtuellen Stack von Cloud-Umgebungen anerkannt werden.
  5. Standard-Deployment von Hyper Converged Infrastructure – Eine neue Infrastrukturkategorie mit der Bezeichnung Hyper Converged Infrastructure (HCI) verspricht Skalierung und Performance durch Integration von Rechnerleistung, Speicherkapazität und Netzwerk zu einer einzigen hochleistungsfähigen, auf Stack-Management ausgerichteten Hardware-Plattform. Derartige Architekturen machen es möglich, Kosten zu kontrollieren, indem man die einzelnen Pfeiler der Plattform gemeinsam skaliert. HCI vereinfacht aufgrund eines besseren und stärker vereinheitlichten Plattform-Erlebnisses die Lenkbarkeit von Infrastruktur. Dadurch entsteht Raum und Anreiz zur Schaffung einer hochgradig integrierten Management-Plattform. Die Kapazitäten dieser Plattform ebnen den Weg für die wirksame Bereitstellung einer “software defined everything”-Infrastruktur.
  6. Entstehung von “in der Cloud geborenen” Unternehmensanwendungen — Unternehmen verlagern betagte Anwendungen in die Cloud, nutzen aber gleichzeitig die Cloud als Grundlage für neue “Cloud-first”-Anwendungen wie HD-Video und Internet der Dinge. Dies ist gleichbedeutend mit enormen Chancen für Unternehmen und Cloud-Lösungen. Anwendungen mit hoher Bandbreite und hoher Konnektivität erfordern Mechanismen zur Steuerung von Performance, Sicherheit sowie Feedback für Kostenmanagement. Wie gesagt, wenn man hier erfolgreich sein will, kommt es vor allem auf Netzwerkflexibilität an.
  7. DevOPS wird erwachsen — Um die administrative Kontrolle über den entwickelten Stack haben sich bislang stets SysAdmin und Entwickler gestritten. Im Zusammenhang mit der Cloud hat die Einführung einer entwicklungsfokussierten Verwaltungsfunktion, DevOPS, die Geister geschieden. Ein entscheidendes Merkmal der DevOPS-Funktion ist Governance- und Compliance-Kontrolle in Form eines automatischen, überaus agilen Ansatzes zum Stack-Lifecycle-Management. Neue Werkzeuge von einer ganzen Reihe von Startups sprießen weltweit aus dem Boden. Sie machen sich Konfigurations-Management-Software wie Puppet zunutze, um das komplette Deployment in reproduzierbarer, vorschriftenkonformer und beherrschbarer Weise zu steuern.
  8. Die Welt einigt sich auf OpenStack — Die OpenStack-Gemeinde hat ihr Angebot weiterentwickelt und zur Reife geführt, und erstaunlicherweise hat der Wettbewerb klein beigegeben. Alle sprechen nur noch mit einer Stimme. Zum Glück bietet OpenStack eine robuste, ausgereifte Managementumgebung für Cloud-Ressourcen. Mit der Weiterentwicklung der Cloud werden unterschiedliche, wettbewerbsfähige, auf OpenStack aufbauende Angebote auf den Markt kommen um die Vorherrschaft kämpfen. Gewinner ist der Kunde. Denn Auswahl bedeutet Wettbewerb, und Wettbewerb bringt Verbesserungen.
  9. Daten als Währung — Solche neuen Cloud-first-Anwendungen, ob horizontal skalierbare Analyse-Engines oder Dinge aus dem sich entwickelnden IoT-Bereich, produzieren Unmengen unstrukturierter Daten. Die Cloud macht das Sammeln, Speichern, Verteilen, Analysieren und Nutzen dieser ständig wachsenden Datenmengen nahezu unbegrenzt einfacher. Die Fähigkeit, sich diese Daten innerhalb wie außerhalb des Unternehmens zunutze zu machen, wird eine entscheidende Rolle im geschäftlichen Erfolg spielen. Es entsteht eine neue Form von Wert. Erkenntnisse aus Datenanalysen werden mehr als nur treibende Kraft bei unternehmerischen Entscheidungen sein, sie werden zu einer neuen Form von Wert und selbst zum Produkt. Möglich wird dies durch Vernetzung, durch Anwendungen – und durch die Cloud.
  10. Unternehmen gehen zu globalen Cloud-Deployments über — Heutzutage gibt es keine lokalen Unternehmen mehr. IT muss Unternehmen auf globaler Ebene unterstützen, das heißt. Cloud- und Netzwerk-Services müssen weltumspannend sein, Datencenter und Konnektivität müssen in der Lage sein, multinationale Unternehmen und Kunden zu bedienen. Kunden gibt es überall auf dem Globus. Zulieferer arbeiten überall auf der Welt. Chancen ergeben sich auf allen Kontinenten, in sämtlichen Kulturen unseres Planeten.

Wir werden im Lauf des Jahres immer wieder einen Blick auf diese Prognosenliste werfen – und etwas hinzufügen oder streichen, je nachdem, wie sich die Dinge entwickeln.